Poetry Slam Nachhaltigkeit (2025)
Starke Worte für eine starke Zukunft!
Auch im diesjährigen Seminar „Ökonomie und nachhaltige Entwicklung“ stellten sich die Studierenden beim Poetry Slam mit ihren selbst geschriebenen Texten dem Thema „Nachhaltigkeit“.
Kreativ, persönlich, nachdenklich – hier gibt’s die beeindruckenden Ergebnisse!
„Weil später nicht egal ist“ - Florian
Ich werfe Müll in die Tonne –
und wünsch mir,
dass das reicht.
Dass die Welt sich dreht
und nicht zerbricht,
weil ich beim Einkaufen
das Bio-Siegel anstarr,
als wär’s ein Heiligenschein
für mein schlechtes Gewissen.
Doch Nachhaltigkeit
ist kein Aufkleber auf der Avocado,
kein Hashtag,
kein Bio-Plastik-Strohhalm
in einem Meer voller Ausreden.
Sie ist unbequem,
denn sie fragt:
Was brauchst du wirklich?
Und was brauchst du bloß jetzt?
Ich sehe Wälder,
die nicht mehr flüstern,
sondern schweigen.
Ozeane,
die nicht mehr tanzen,
sondern tragen –
unsere Gier in ihren Tiefen,
unsere Wegwerfmentalität
wie Algen im Haar.
Und wir?
Wir reden von „grün“,
aber fliegen für 29,99
nach irgendwohin,
weil „ich brauch mal Tapetenwechsel“.
Nachhaltigkeit ist kein Trend.
Sie ist kein veganes Menü
auf der Festival-Karte.
Sie ist ein Versprechen
an die, die nach uns kommen –
die uns nicht gefragt haben,
aber alles ausbaden müssen.
Ich will nicht der sein,
der sagt:
"Wir haben's versucht",
wenn „Versuch“ nur hieß:
Ich hab beim Duschen das Wasser ausgemacht.
Ich will unbequem sein –
wie die Wahrheit.
Ich will langsam gehen –
wenn schnell heißt: kaputt.
Ich will fragen –
statt kaufen.
Teilen – statt tauschen.
Wiederverwenden –
statt wieder vergessen.
Denn später ist nicht irgendwann.
Später ist heute,
nur von morgen aus gesehen.
Und wenn wir sagen,
dass wir die Zukunft lieben,
sollten wir sie nicht ständig
mit der Gegenwart betrügen
Wenn Plastik sprechen könnte - Jule
Wenn Plastik sprechen könnte,
würde es flüstern in unseren Einkaufsbeuteln,
wimmern in den Wellen der Meere,
schreien – zwischen den Zähnen eines Fisches,
den wir morgen Sushi nennen.
Es würde sagen:
„Ich bin das Echo eurer Bequemlichkeit.
Geformt für Minuten,
geschaffen für Jahrhunderte.“
Nachhaltigkeit.
Ein Wort, das klingt wie
Bio-Regal, Jutebeutel, Applaus im Bundestag.
Aber was ist das, wenn wir’s leben?
Ich hab mal gedacht,
nachhaltig leben heißt: Ökostrom.
Und kein Flug mehr – außer emotional.
Aber dann hab ich gemerkt:
Nachhaltigkeit ist kein Lifestyle.
Es ist ein Mindstyle.
Ein Perspektivwechsel.
Denn wir sind nicht nur Konsument:innen –
wir sind Geschichten-Erzähler:innen.
Was wir kaufen, erzählt, woran wir glauben.
Ob wir das Morgen für möglich halten.
Wir leben in einer Zeit,
wo „Made in China“ heißt:
Woanders produziert,
damit wir hier nicht drüber nachdenken müssen,
was es kostet.
Doch der Preis steht nicht auf dem Etikett.
Der Preis sind Korallenriffe in Schwarz-Weiß.
Bienen, die aus dem Drehbuch gestrichen wurden.
Und Kinderhände, die an Nähten bluten,
für unsere 5-Euro-T-Shirts.
Ich weiß, es ist bequem,
zu sagen: „Ich allein kann ja eh nichts ändern.“
Aber Bequemlichkeit war nie eine Lösung –
nur eine Ausrede im Bademantel.
Was, wenn du nicht der Tropfen bist,
sondern der Regen?
Nicht perfekt,
aber bereit?
Es geht nicht darum, alles richtig zu machen.
Sondern weniger falsch.
Weniger weg.
Weniger jetzt, mehr später.
Denn Nachhaltigkeit ist wie Liebe:
Sie lebt vom Tun.
Vom Dranbleiben.
Vom Mitfühlen.
Wenn Plastik sprechen könnte,
würde es sagen:
„Ich danke dir –
nicht, weil du mich brauchst,
sondern weil du langsam lernst,
dass die Welt es nicht tut."
Wo der Mensch sich hebt - Finn
Wir nahmen, wo wir achteten,
doch mehr noch nahmen wir,
bis Schweigen fiel,
wo einst Gesang sich regte,
wo sich oƯen Leben bewegte.
Wir sahen nichts als Gegenüber,
vergaßen ihr Sosein -
ihr Gut aus sich heraus,
und gingen über sie hinaus.
Das Andere der Natur, ihr freies Walten,
ihr Ungelenktes, ihr OƯenhalten.
Die Lust an den Farben,
am Spiel, am klaren Licht –
ein Widerhall, der zu uns spricht.
Bewahrt sein will es, für sich –
nicht nur für uns, nicht nur für mich,
für die, die nach uns sind.
Denn unser Glück, es ist verwoben, tief,
mit dem, was einst unberührt, das ewig schlief.
War es nicht staunenswert?
Doch wir waren es, die manches vermochten,
die es noch vermögen, wenn sie mochten.
Denen, die entwachsen sind,
dem ewigen Begehren,
das uns oft drängt,
stehen die weiten Räume offen,
wie dem Vogel, den der Frühling trägt,
den die steigende Zeit ins Heitere hebt.
Green Slam – Poetry für den Planeten - Lisa
Wir sind viele Stimmen, ein Thema.
Wir sprechen über Nachhaltigkeit.
Nicht aus Lehrbüchern, nicht mit erhobenem Zeigefinger –
sondern aus unserem Alltag.
Zwischen Mensaessen und Mikroplastik, Fahrrad und Fernweh,
Schuldgefühlen, Siegeln, Second-Hand und Selbstzweifeln.
Dies ist kein Abend der perfekten Lösungen.
Sondern ein Abend des ehrlichen Fragens,
des Zweifelns und Hoffens.
Und vielleicht wird genau daraus:
Nachhaltigkeit.
Am Ende bleibt nicht nur der Applaus.
Nicht nur ein Text, ein Gedicht, ein Reim.
Vielleicht bleibt ein Satz im Ohr.
Ein leiser Zweifel.
Eine neue Idee.
Vielleicht bleibt ein Impuls.
Ein Impuls, der kein „Muss“ ist.
Kein Dogma.
Sondern ein Anfang.
Denn Nachhaltigkeit beginnt nicht am Weltrettungstag,
sondern vielleicht morgen früh.
In deiner Küche.
Beim Blick in den Kühlschrank.
Oder auf dein eigenes Verhalten.
Ein kleiner Schritt.
Der nicht gleich alles ändert.
Aber auch nicht nichts.
Und vielleicht wird genau daraus:
Nachhaltigkeit.
Poetry Slam –Nachhaltigkeit - Max
Nachhaltigkeit – Wo fang ich da an?
Das Umweltbewusstsein – hält es unsere Taten bewusst klein?
Denke ich an die Zerstörung unseres Ökosystems - fühle ich mich direkt gelähmt!
Die Gase und der Treibhauseffekt – Ist unsere Erde defekt?
Bin ich der kleine Mann, der sich fragt, was er groß dagegen machen kann?
Wir müssen etwas machen, da herrscht große Einigkeit – im Koalitionsvertrag ist
Klima aber nur eine Kleinigkeit.
Halten sie den Kohleaussstieg für den schon baldigen Sieg?
Aber woher kommt unsere erneuerbare Energie, mit einer Ministerin Reiche als
Vertreterin der Gaslobby.
Oder doch ein besserer Naturschutz? - Aber wir behandeln unsere Erde trotzdem nur
wie Schmutz!
Behandeln unser Gemüse mit Pestiziden und Giften – Sollten wir darauf nicht
eigentlich verzichten?
Wir wollen Plastik und davon immer mehr – haben wir nicht schon genug Plastik im
Meer?
Mikroplastik: Ich hätte es fast übersehen! – Wie weit wollen wir damit noch gehen?
Unsere Umweltverschmutzung kommt von ständiger Überbenutzung
Wir haben zu viel – und wir wollen noch mehr!
Fast Fashion ist auch so ein Problem – Können diese verdammten Trends nicht
endlich vorüber gehen?
Ist Second Hand für Überkonsum das Ende – oder nehmen wir das eigentliche
Problem damit gar nicht in die Hände?
Sollten wir nicht einfach unseren Bedarf reduzieren, ohne dabei die wichtigsten
Bedürfnisse aus den Augen zu verlieren.
Und zu guter Letzt: Die Tiere und ihr Artensterben.
Wenn wir immer so weiter machen, zerbricht unser Glashaus in Scherben!
Dieses ganze CO2! Wie lange wollen wir noch warten? – Bald fehlt uns die Luft zum
Atmen!
Wir wissen, wie es um uns steht – dass sich diese Erde auch ohne uns weiterdreht.
Wir müssen etwas tun, mehr Geld, mehr Taten, mehr Mut!
Doch je mehr ich drüber nachdenke, desto weniger glaube ich das geht gut!
„Ich wollt die Welt retten – aber ich musste erst mal ins Becken“ - Josephine
Ich wollt heute die Welt retten.
Mit allem, was dazugehört:
Plastikfrei, emissionsarm,
und moralisch aufgeladen wie ein E-Bike im Sonnenuntergang.
Ich wollte regional essen,
meine Brotdose nicht vergessen
und beim Zähneputzen den Wasserhahn zudrehen –
so wie’s in jedem zweiten Ratgeber für ein besseres Leben steht.
Und dann...
war da halt:
Schwimmunterricht.
Mit Kindern.
Achtundzwanzig Kindern.
Morgens um acht.
Im Hallenbad.
Ich mit nassem Fußboden,
Trillerpfeife,
und der Energie einer Bio-Gurke,
die zu lange in der Sonne lag.
Ich schrei:
„Nicht rennen!“
„Nicht tauchen!“
„Nein, die Badekappe gehört nicht auf den Fuß!“
Und während ich versuche,
achtundzwanzig kleine Menschen vorm Ertrinken zu bewahren,
denk ich mir:
„Ich wollt doch eigentlich heute nachhaltig leben.“
Und dann schau ich aufs Becken.
25 Meter Zukunft.
Gefiltert.
Beleuchtet.
Beheizt.
Mit so viel Chlor, dass vermutlich auch meine CO₂-Bilanz desinfiziert wurde.
Schwimmen ist wichtig – klar.
Für die Kinder.
Für die Sicherheit.
Für die Entwicklung.
Aber ganz ehrlich:
Nachhaltig ist so ein Hallenbad auch nur bedingt.
Licht brennt.
Wasser läuft.
Chemie ist drin.
Und der CO₂-Abdruck hat Schwimmhäute.
Und plötzlich steh ich da,
zwischen Aufsichtspflicht und Umweltbewusstsein,
und frag mich:
Wie rettet man Leben – ohne den Planeten mit zu verchlorn?
Und jetzt?
Jetzt sitz ich hier –
im Seminar mit dem schönen Namen:
„Ökonomie und nachhaltige Entwicklung“.
Die Füße trocken,
der Kopf halb wach,
die Stimmung: Käsebrett und Slamtext.
Heute picknicken wir.
Drinnen, klar –
Magdeburg hat beschlossen,
das Thema „Wasser“ auch außerhalb des Schwimmbeckens weiterzuführen.
Aber es passt.
Denn Nachhaltigkeit ist oft genau das:
Improvisation.
Nicht perfekt – aber durchdacht.
Nicht hochglanzpoliert – aber sinnvoll.
Wir sitzen da,
mit Käsestangen in der Hand
und Poetry Slams auf den Lippen,
und irgendwo zwischen Brot und Bärlauchcreme
wird klar:
Vielleicht klären wir heute auch nicht die Frage,
wie man Leben rettet – ohne den Planeten mit zu verchlorn.
Aber wir stellen sie.
Und wir nehmen sie mit –
zwischen Happen, Humor
und dem Versuch, es morgen besser zu machen.
Ich weiß nicht,
ob wir heute die Welt retten.
Aber ich weiß:
wir denken sie neu.
In Runden.
In Räumen.
In Zwischenmomenten.
Vielleicht reicht’s für heute,
nicht alles perfekt zu machen –
aber wenigstens bewusster.
Mit Ideen.
Mit Fragen.
Und ’ner Käsestange,
die zwar in Plastik verpackt ist –
aber wenigstens nicht achtlos gegessen wurde.
„Grün auf Weiß – mein Beitrag zum Picknick“ - Kira
Ich komme nicht mit großen Worten,
nicht mit Faktenfluten, Charts und CO₂-Kurven.
Ich komme mit Baguette.
Und Bärlauchcreme.
Grün auf Weiß.
Denn Bärlauch –
der wächst, wo kein Mensch ihn pflanzt.
Der braucht keinen Dünger,
keinen Import,
kein Etikett, das mir erzählt, wie bio er sei.
Der ist einfach da.
Ein bisschen wie Hoffnung.
Und ein bisschen wie die Zukunft,
wenn wir sie richtig behandeln.
So klingt’s zumindest in meinem Kopf.
Romantisch.
Nachhaltig.
Vorbildlich.
Aber –
ich war nicht im Wald.
Ich war im Supermarkt.
Kühlregal. Plastikverpackung.
Alles sauber etikettiert.
Der Bärlauch hat mich dort angelächelt –
nicht aus der Erde,
sondern durch eine durchsichtige Hülle.
Und ich hab zurückgelächelt.
Und ihn gekauft.
Ich bin nicht das Vorbild,
ich bin das Beispiel.
Für das, was wir oft meinen,
aber selten leben.
Denn echte Nachhaltigkeit beginnt nicht
zwischen Sonderangeboten und Einkaufswagen,
sondern:
Mit Händen, die wissen,
dass Nachhaltigkeit nicht im Supermarkt beginnt,
sondern im Wald.
Mit Fingern, die in der Erde wühlen,
sich schmutzig machen dürfen,
um etwas Echtes zu finden.
Dort, wo man sucht,
statt nur zu greifen.
Wo man riecht,
statt nur zu kaufen.
Wo Bärlauch wächst,
nicht liegt.
Und das Baguette?
Liegt friedlich daneben,
als wär’s völlig unschuldig.
Ich hab’s mir leicht gemacht.
Und deshalb sage ich:
Nehmt euch nicht ein Beispiel an mir.
Macht’s besser.
Pflückt selbst.
Packt in Gläser.
Fragt nach Herkunft.
Und wühlt
mit den Händen in der Erde,
nicht im Kühlregal.
Denn Veränderung wächst nicht im Regal–
sie wächst im Wald.
Und vielleicht,
mit ein bisschen Mut,
auch in uns.
„Mehr als Bio" - Tobias
Ich putze meine Zähne jetzt mit Zahnbürsten aus Bambus –
aber wer hat den Bambus gepflückt?
Ich trage Shirts aus „recycelter Wolle“ –
doch wer hat sie genäht?
Und warum arbeitet jemand für quasi keinen Lohn –
damit der Preis hier so bleibt?
Nachhaltigkeit ist mehr
als grüne Etiketten und ein Fairtrade-Siegel.
Es ist ein Blick in den Spiegel.
Bin ich bereit, nicht nur anders zu kaufen,
sondern anders zu leben?
Was, wenn es nicht reicht,
den Müll zu trennen und vegane Wurst zu essen?
Was, wenn die Veränderung bei mir beginnt –
bei meinem Denken,
meinem Fühlen,
meinem Handeln?
Ich will kein grünes Feigenblatt sein.
Ich will Wurzeln schlagen
in einer Welt,
die ich nicht länger nur verbrauche,
sondern bewahre.
Für mich.
Für dich.
Für alle, die nach uns kommen.
Trump´s 17 Nachhaltigkeitseinstellungen - Arne
„Keine Armut? Wer arbeitet, wird schon satt.“
Doch seine Politik traf jeden, der weniger hat.
Sozialhilfe kürzen, Wohlfahrt verpönt –
wer unten war, blieb unversöhnt.
„Kein Hunger? In meinem Land? Lächerlich!“
Dabei traf Armut den Teller täglich und bitterlich.
Essensmarken gestrichen mit kalter Hand –
und Schulmahlzeiten nicht mehr anerkannt.
„Gesundheit und Wohlergehen sind Privatsache, kein Recht!“
So sprach er, und baute das Netz wieder schlecht.
Obamacare fiel – die Preise in die Höhe trieben
Medikamente konnten die Kranken oft nicht kriegen.
Hochwertige Bildung für alle? Zu teuer, zu schwach.
Er kürzte Förderungen, hielt Forschung in Schach.
Wissenschaft wurde als Lüge gebrandt –
die Wahrheit vergrub er im Twitter-Sand.
Geschlechtergleichheit war ihm fremd im Denken,
stattdessen ließ er das Patriarchat neu lenken.
Frauenrechte beleidigt, verlacht, verraten –
die Gleichheit war durch ihn ins Wanken geraten.
„Sauberes Wasser? Die Umwelt spinnt!“
Doch Flint blieb giftig, auch wenn man’s ihm bringt.
Er schützte die Firmen, nicht das Volk,
ließ Städte verdursten – mit großem Erfolg.
Bezahlbare und saubere Energie war kein Ziel –
Kohle war König in seinem Spiel.
Windräder? „Sie machen krank!“
Seine Energiepolitik war schrill und stank.
Menschenwürdige Arbeit war für ihn kein Muss,
Hauptsache Wachstum, auch ohne Genuss.
Gewerkschaften schwächte er mit Bedacht
und ließ die Armen ganz außer Acht.
„Industrie, Innovation und Infrastruktur? Klingt schön.“
Doch außer Worten ließ er wenig geschehn.
Die Brücken sind morsch, die Schienen verrostet –
Investitionen? Das hätte zu viel gekostet.
Weniger Ungleichheiten? Nicht mit ihm!
Er stärkte die Reichen, ließ Arme ziehn.
Die Schere der Einkommen wuchs ins All –
soziale Mobilität blieb ein Fall.
Nachhaltige Städte und Gemeinden – verkannt!
Er wetterte gegen sie, rücksichtslos, provokant.
Er baute neue Straßen, holzte Wälder,
schrieb an Investoren mit heißer Feder.
Nachhaltiger Konsum? „Kauft mehr, das ist gut!“
Die Müllberge wachsen und keiner hat Mut.
Fast Fashion, Fast Food – alles Fast,
vom Maßhalten hielt er herzlichst ab.
„Maßnahmen zum Klimaschutz sind ein Witz!“
So verließ er Paris mit Trotz im Sitz.
Er leugnete Fakten, lobte das Öl –
ließ Wälder roden, die Hitze war sein Zoll.
Leben unter Wasser stirbt schnell und still,
doch er lockerte Schutz – es war ihm zu viel.
Fischfangregeln weg, Ölbohrung frei –
für Ozeane kein Schutz, nur Geschrei.
Leben an Land? „Was bringt mir das ein?“
So öffnete er Wälder zum Holzereischrein.
Nationalparks schrumpften, Tiere starben –
die Erde hatte unter ihm zu darben.
Frieden, Gerechtigkeit und starke Institutionen –
wurden bei ihm zur Bühne für Illusionen.
Er polterte laut, er untergrub Recht,
nannte Journalisten feindlich und schlecht.
Partnerschaften zur Erreichung der Ziele? – „America first!“
Kooperation war für ihn nur Frust.
Er brach mit Allianzen, verließ den Pakt –
ließ die Welt allein, kalt und nackt.
Und doch: Die Ziele sind noch da,
und ihre Kraft bleibt hell und klar.
Denn Politik vergeht wie Wind –
doch Werte leben, wenn wir’s sind.
Ob Trump auch schweigt, sich selbst nur meint –
die Welt erwacht, die Zeit vereint.
Es liegt an uns, an dir, an mir –
dass Nachhaltigkeit wird Hier und Wir.
Festgeklebt - David
DümDümDümDüm!!!
5:30 Uhr.
Sie schlägt auf die Schlummertaste.
DümDümDümDüm!!!
Noch einmal.
DümDümDümDüm!!!
Ihre Augen, schwer wie Blei, blinzeln ins grelle Licht des Displays:
5:45 Uhr.
„Fuck.“
Sie schießt aus dem Bett, stolpert halb in ihre Jeans.
Multitasking: Zähneputzen mit einer Hand, Brotdose mit der anderen.
Mikrowelle piept. Kaffeemaschine brummt.
Sie greift nach dem Autoschlüssel.
Noch 20 Minuten.
Zündung. Der Motor heult auf.
Sie tritt aufs Gas.
Auffahrt. Autobahn.
Noch 15 Minuten – vielleicht reicht’s noch.
Doch dann:
Ein Meer aus Warnblinklichtern.
Bremslichter flackern.
Sie tritt voll auf die Bremse.
Stillstand.
Noch 10 Minuten.
Drei Spuren, drei Lichterketten aus stehenden Autos.
Nichts bewegt sich.
Rechts:
Ein LKW-Fahrer schreit in sein Lenkrad.
Beißt hinein, als könne er den Stau auffressen.
Worte schallen durch die Scheiben,
unverständlich, voller Wut.
Noch 5 Minuten.
Zu spät.
Sie lehnt sich zurück.
Schließt die Augen.
Atmet.
Dann:
Radio an.
Eine warme, ruhige Frauenstimme durchbricht das Chaos:
„Eilmeldung. Die A9 ist in Richtung Berlin voll gesperrt. Grund hierfür…“
Ein alltäglicher Tag, jäh unterbrochen. Und alles wegen...?
Eine Bilderbuchfamilie:
Vater, Mutter, Sohn und Tochter.
Sie steigen aus dem Shuttle-Bus.
Sommerlich gekleidet – Sonnenbrillen, Strohhüte, leichte Kleidung.
Jeder greift nach seinem Koffer, geschmückt mit einer blauen Schleife.
Entspannt bewegen sie sich Richtung Terminal 3.
Ihnen kommen Menschen entgegen –
Familien mit müden Gesichtern,
als hätten sie den Sommer verloren.
„Warum schauen die so traurig?“, fragt die Tochter.
Sie strahlt.
Seit Monaten freut sie sich auf diesen Tag.
Zwei Wochen Australien.
Koalas, Kängurus. Sonne, Freiheit.
„Die sind traurig, weil ihr Urlaub schon vorbei ist“,
zwinkert der Vater.
Sie lächelt.
Doch je näher sie dem Terminal kommen,
desto dichter wird das Chaos.
Unruhe liegt in der Luft.
An den Schaltern:
Menschen in Anzügen diskutieren laut,
Familien mit erhobenen Stimmen,
das Flughafenpersonal wirkt hilflos –
hebt die Arme, zuckt mit den Schultern.
Verwirrt bleiben die Eltern stehen.
Die Augen haften am großen Anzeigedisplay.
Auf der Suche nach dem Gate.
Und dann:
Stille.
Ein Moment, der länger dauert als er sollte.
Die Münder der Eltern öffnen sich –
und bleiben offen.
Alle Flüge:
Fett. Rot. GECANCELT.
Die Tochter beginnt zu weinen.
Die Enttäuschung bricht aus ihr heraus –
ungeschützt, ehrlich, laut.
Die Mutter nimmt sie in den Arm,
der Bruder hält ihre Hand.
Der Vater kämpft sich nach vorne,
versucht am Schalter Antworten zu bekommen.
Doch Anzugträger blockieren den Weg.
Im Hintergrund tönt eine Stimme aus dem Lautsprecher –
dumpf, fast wie aus weiter Ferne:
„Kein Flieger kann starten … auf der Start- und Landebahn …“
Nicht nur Pendler sind betroffen. Auch Träume, Urlaub, Kindheitsfreude werden gestoppt.
Ein Sicherheitsmann im Museum.
Dienstag.
Ein ruhiger Tag.
Dienstage sind immer ruhig.
Er läuft seine Runde.
Immer dieselbe Route,
immer derselbe Rhythmus.
Zwei Schulklassen schlendern langsam durch die Hallen, geführt von Pädagoginnen mit
gedämpfter Stimme.
Dazu eine Handvoll regulärer Besucher, die verloren vor großen Leinwänden stehen.
Es ist still. Fast ehrfürchtig.
Schon zum vierten Mal heute passiert er den Wanderer über dem Nebelmeer.
Er bleibt kurz stehen.
Wie jedes Mal.
Der Rücken des Mannes, die weite, neblige Landschaft.
Er denkt:
„Das Bild hat etwas Gewaltiges.“
Und geht weiter.
Da – zwei junge Menschen kommen ihm entgegen.
Warnwesten in knalligem Orange.
Zwischen ihnen eine silberne Leiter.
In der freien Hand: Farbtöpfe.
Sie nicken ihm freundlich zu.
Er nickt zurück.
Routine.
„Seltsam … Waren die Malerarbeiten nicht längst abgeschlossen?“
Der Gedanke blitzt kurz auf –
doch er schiebt ihn zur Seite.
Er geht weiter.
Romantik.
Dann Realismus.
Dann Naturalismus.
Dann die Sonderausstellung von—
PLUSCH!
Ein schmatzendes, nasses Geräusch.
Er hält inne. Dreht sich um.
PLUSCH!
Noch einmal.
Diesmal weiter entfernt.
Er spürt, wie sein Herzschlag sich beschleunigt.
Setzt zum Sprint an.
Seine Schuhe hallen auf dem Marmorboden.
Er biegt um die Ecke.
Und da –
steht er.
Vor dem Bild.
Der Wanderer.
Mit Farbe überschüttet.
Runterlaufende Tropfen über Nebel und Rücken.
Eine leuchtend rote Spur zieht sich über den Horizont.
Der Sicherheitsmann schreit:
„Was habt ihr getan?!“
Selbst Kunst – Ausdruck menschlicher Kultur – wird zur Projektionsfläche des Protests.
Ist das noch ein legitimer Ruf nach Hilfe – oder einfach blinder Zorn?
Solche Protestaktionen schaffen es regelmäßig in die Medien und rufen das Thema Klimakrise
in unser aller Bewusstsein zurück. Angesichts der Vielzahl globaler Probleme – Kriege,
politische Krisen, wirtschaftliche Unsicherheiten – kann es leicht passieren, dass der
Klimawandel in den Hintergrund rückt. Insofern ist es durchaus nachvollziehbar, dass es
Protestformen gibt, die genau das verhindern wollen.
Ich kann die Beweggründe der Aktivist:innen grundsätzlich verstehen und nachvollziehen. Ihre
Positionen sind oft wissenschaftlich und ethisch begründet. Viele von ihnen nehmen bewusst
persönliche Strafen in Kauf, um die Gesellschaft wachzurütteln und zum Nachdenken zu
bringen – mit Erfolg.
Allerdings richtet sich die öffentliche Diskussion häufig weniger auf die Klimakrise selbst,
sondern stärker auf die Art und Weise des Protests. Dabei steht oft die Frage im Raum, ob sich
der Aktivismus zunehmend radikalisiert.
Durch solche Aktionen werden häufig Unbeteiligte wie Pendler:innen, Arbeitnehmer:innen
oder Familien behindert. Das erzeugt eher Wut und Ablehnung als Verständnis für das
eigentliche Anliegen. Die Folge: Die Diskussion verläuft sich – nicht in Lösungen, sondern in
Schuldfragen. Statt über Lösungen und Maßnahmen zur Bewältigung der Klimakrise zu
sprechen, stehen Protestformen und deren Rechtmäßigkeit im Vordergrund.
Die radikale Vorgehensweise kann Menschen vom Thema entfremden und das gesellschaftliche
Verständnis für Klimaschutz untergraben. Sie bietet außerdem Angriffspunkte für rechte oder
klimaskeptische Gruppen, um Klimaschutz politisch zu delegitimieren. Kritiker:innen
argumentieren dann, solche Protestformen seien undemokratisch, weil sie anderen ihre Agenda
aufzwingen.
Unabhängig davon, wie man zu diesen Aktionen steht, werfen sie wichtige moralische und
gesellschaftliche Fragen auf:
- Wie weit darf Protest gehen, um auf Missstände aufmerksam zu machen?
- Ist Radikalisierung legitim, wenn demokratische Mittel nicht mehr ausreichen?
- Oder sollte man bewusst auf Eskalation verzichten und den sachlichen Dialog suchen?
Radikalisierung kann dazu führen, dass Menschen sich persönlich angegriffen fühlen – etwa
die Pendlerin, die Familie auf dem Weg in den Urlaub oder der Sicherheitsmitarbeiter. Das
verstärkt nicht nur das Unverständnis, sondern erschwert auch eine lösungsorientierte
Auseinandersetzung mit dem Thema.
Statt eines Gegeneinanders – eines Wir gegen die – sollte der Dialog in den Mittelpunkt rücken.
Kein Aufzwingen, kein Verteidigen der eigenen Agenda um jeden Preis. Nur durch einen
respektvollen, sachlichen Diskurs lässt sich echte Veränderung erreichen.
Es ist an der Zeit, sich wieder in der gesellschaftlichen Mitte zu treffen. Statt Fronten zu
verhärten, sollten wir gemeinsam diskutieren, debattieren und nach Lösungen suchen – so wie
einst.
Eine Mutter, die ihre Tochter tröstet. Ein Mann, der ein zerstörtes Bild anschreit. Eine
Pendlerin, die im Stillstand atmet. Drei Leben. Drei Schicksale. Drei Spiegel unserer Zeit.
Und dahinter: ein Ruf. Ein Aufschrei.
Der uns alle betrifft.
Wie wir antworten – das entscheidet, wie die Geschichte weitergeht.